"Stop the Clock": Europas Top-Manager fordern Aufschub bei der Umsetzung des AI ActHintergrund der Forderung
- AlpinAI

- 9. Juli
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Aktualisiert: 10. Juli
Am 3. Juli 2025 haben rund 44 führende Unternehmenschefs Europas einen offenen Brief an EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen gesendet. Zu den Unterzeichnern zählen Vorstände großer Konzerne wie Airbus, ASML, Lufthansa, Mercedes-Benz, Siemens Energy, United Internet und das französische KI-Startup Mistral. Sie fordern, die verbindliche Umsetzung des AI Act um zwei Jahre zu verschieben.
Ihr Hauptargument: Die aktuelle Regelung gefährdet die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Firmen, weil sie komplex ist und noch viele Fragen offenlässt. Besonders der verpflichtende Verhaltenskodex für sogenannte General Purpose KI-Modelle, wie große Sprachmodelle, ist noch nicht final veröffentlicht.
Was der AI Act regelt
Der AI Act gilt als das weltweit strengste Gesetz zur Regulierung künstlicher Intelligenz. Er legt fest, wie Unternehmen KI-Systeme entwickeln, einsetzen und überwachen müssen.
Kernpunkte sind:
strikte Vorgaben für sogenannte Hochrisiko-Anwendungen, zum Beispiel im Gesundheitswesen oder in kritischen Infrastrukturen
besondere Transparenz- und Prüfpflichten für KI-Modelle, die breit einsetzbar sind
umfangreiche Anforderungen an Nachweise, Trainingsdaten und Risikomanagement
Diese Vorschriften sollen Vertrauen in KI schaffen und Missbrauch verhindern. Gleichzeitig befürchten viele Firmen, dass sie Innovation und Skalierung hemmen.
Gründe für den Aufschub
Die Unterzeichner des Briefs schlagen vor, die Vorschriften für Hochrisiko-Anwendungen erst ab August 2027 gelten zu lassen. Für General Purpose Modelle soll der Start auf August 2026 verschoben werden.
Aus ihrer Sicht sprechen mehrere Punkte für eine Verlängerung der Frist:
Viele Details sind noch unklar, vor allem der Verhaltenskodex für große KI-Modelle.
Unternehmen brauchen Zeit, um ihre Prozesse, Systeme und Schulungen anzupassen.
Im internationalen Vergleich hätten europäische Anbieter bereits Nachteile, da Wettbewerber in den USA und China schneller agieren.
Reaktionen aus Politik und Verbänden
In der EU-Kommission stoßen die Forderungen auf Aufmerksamkeit. Laut Medienberichten prüft Brüssel derzeit, wie sich ein Aufschub organisatorisch umsetzen ließe. Die zuständige Kommissionsvizepräsidentin hat angekündigt, den Entwurf des Verhaltenskodexes noch im Sommer vorzulegen.
Es gibt jedoch auch Gegenstimmen. Vertreter von Verbraucherorganisationen und zivilgesellschaftlichen Initiativen warnen, dass ein zu später Start Risiken wie Diskriminierung und Datenschutzverstöße unkontrolliert lassen würde. Sie plädieren dafür, den Zeitplan einzuhalten, um klare Regeln und Schutzmechanismen sicherzustellen.
Was bedeutet das für Unternehmen?
Für viele Betriebe herrscht momentan Unsicherheit. Einerseits brauchen sie Planungssicherheit, um gesetzeskonform zu handeln. Andererseits bleibt offen, ob die Fristen tatsächlich verlängert werden.
Ein Aufschub könnte vor allem mittelständischen Unternehmen helfen, sich besser vorzubereiten und das nötige Fachwissen aufzubauen. So könnten interne Zuständigkeiten geklärt, Mitarbeitende geschult und technische Standards entwickelt werden.
Für Anbieter von Beratungen, Schulungen und Umsetzungsprojekten eröffnet sich in dieser Übergangsphase ebenfalls Potenzial. Sie können Unternehmen gezielt bei der Vorbereitung unterstützen.
Ausblick
Die kommenden Monate werden entscheidend sein. Es bleibt abzuwarten, ob Brüssel den Forderungen nachgibt oder am bisherigen Fahrplan festhält. Unternehmen sollten sich deshalb frühzeitig mit den neuen Pflichten beschäftigen und prüfen, welche Anpassungen erforderlich sind.

Quellen und weitere Informationen
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